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in den Garten. Beinahe lautlos ging dort das Wasser der Penne. Wortlos lächelnd wanderte die alte Lene aus der
geöffneten Türe des Gartenzimmers bis unter den Birnbaum und wieder ins Haus.
Er stand sehr breit im Grase. Andes Vater hatte Tisch und Bank darunter anbringen lassen. Von hier aus überblickte
man den ganzen Besitz, das blühende Kartoffelfeld, daneben Roggen, und den Blumengarten mit seinen schmalen Sandwegen,
in der Mitte auf niederem Hügel die große silbern glänzende Glaskugel. Sehr still war es von Worten, die nicht geredet
wurden, und die Stunde des Sommertages schien nicht weiter zu schreiten. Frau Lenhart schritt langsam in das
Gartenzimmer. Ganz schlicht erschien es ihr jedes Jahr bis auf sein breites hohes Fenster und seinen dunklen Flügel.
Und nun war das von Verlassenheit trunkene Gartenzimmer nicht mehr leer; es konnte nicht anders sein, der Geist von
Jolandes Eltern erfüllte den Raum.
"Ande," rauschten die Geister der Einsamkeit, die hier verborgen saßen, "Du kannst es nicht mehr wissen, hier hat Dein
Vater jahrelang an seiner Oper gearbeitet, durch das offene Fenster lächelte er Deiner Mutter zu. Es war ein Singen und
ein schönes Klingen aus der Ewigkeit um uns und in uns, bevor Du auf die Welt kamst."
Da vernahm Jolande ein Raunen und Rascheln in dem polierten Eckschranke, wo die Partituren von ihres Vaters unfertigen
Werken verborgen lagen. Töne erhoben sich, klangen zu Melodien, wollten nicht begraben sein, so fest geborgen wie ihr
Vater neben ihrer Mutter auf dem Kirchhof von Barinken lag.
Ein Zirpen drang aus der Ecke des Saales, wo ein Heimchen saß. Obschon die Stimme des Lebens klein war, beherrschte sie
das Sausen der Verlorenheit. Dann ertönte deutlich ein Pfeifen, das von Mäusen herrührte, als wollten sie die
Anwesenheit von Jolande Lenhart feiern, zu deren Füßen sie unverzagt von den Abfällen des Festkuchens naschten.
"Da wird wohl nichts mehr für mich übrigen bleiben," sagte plötzlich eines Mannes Stimme und ein ungeholfenes Lachen erfolgte. ...
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