1.
Wo die Fläche leer erscheint bis auf das Dorf und einen Fichtenbaum, der sich seit vierzig Jahren hebt und breitet,
und einen wilden Rosenbusch, der mühselig am Boden bleibt, liegt Barinken. Und wo der ruhige Bach Penne eine Wendung
macht und das schönste Anwesen lautlos vom Dorfe trennt, schaut das Giebelhaus hervor, welches Peter Nebelsieks, Ande
Nebensieks und Joachim Lassens Heimat ist — die sie längst verlassen haben und immer wieder aufsuchen müssen, weil sie
nicht anders können.
*
Wenn der Rosenbusch am Wege mühselig seinen Blumenschmuck entfaltet, um jene Zeit kommt Jolande Nebelsiek. — Dann ertönt
von Schlowitten her das Lied des Posthornes, das Leben nach Barinken bringt.
"Sie trägt einen langen Schleier," flüsterten die Dorfkinder untereinander, "sie hat einen Prinzen zum Manne, ein großes
Schloß, Kutscher, Pferde und mehr Goldstücke, wie wir Steine in Barinken haben." "Sie soll fünfzig seidene Kleider
mitbringen," prahlte Julchen Oedel, das Pastorenkind, "Nebelsieks Lene hat unserer Antonie davon erzählt." "Du lügst
ja, Julchen, Nebelsieks Lene erzählt nichts," sagte unerwartet die starke Antonie, ergriff Julchens Hand und führte das
kleine Mädchen dem Pfarrhause zu, "nein, Lene sagt kein Wort, es ist so still, als wenn die Nebelsieks alle tot wäre."