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ein wenig lächeln über das Glockenhäuschen, das sich die lutherische Gemeinde errichtet hat. —
Bei Sonnenuntergang — aber nur in den Augenblicken, wo der rotglühende Sonnenball
im Sinken begriffen ist und ein Vollmond blaß gegenübersteht — bewegt der heilige Johannes sein Haupt verneinend
und bejahend, vor Leuten, die ihn etwas Wichtigs fragen und noch niemals eine Todsünde begangen haben. —
Josefa Arnheim kann abends nicht an dem Standbild vorüberlaufen, ohne sich zu fürchten.
Sie gedenkt jedesmal des heiligen Johannes, wenn die Sonne schwindet, und getraut sich nicht in den bleichen Mond zu
blicken. Das Kind fürchtet sich vor Sonne und Mond.
Die kleine Efa fürchtet sich in den dunklen Hausgängen, auch die Kinderstube erscheint ihr
unheimlich. Dort steht ein morscher, großer Ofen mit lila Kacheln, auf dessen Einsturz sich die Brüder an manchen
Wintertagen freuen, aber der Ofen will noch lange nicht alt sein und zusammenfallen, er hält sich gut und mag die
Kinderstube nicht verlassen.
„Es geht ihm wie mir,“ sagt die Kalthoffen, „ich will auch noch nicht heraus.“
Die Kalthoffen hat ihren Platz am Fenster drei Tage in der Woche. Sie ist ein altes, ledernes
Frauchen aus der Stadt, das die Wäsche und die Kleider der Arnheimschen Kinder flickt. Sie erzählt dem Kinde gern, wie
schön sie vor langen Jahren gewesen ist. Josefa glaubt nicht, daß die Kalthoffen weiße und rote Backen gehabt hat und schön
und jung war.
Es ist heute hell in der Stube von dem Schnee auf den Wällen und im Hofe, und es ist still.
Josefa sitzt in ihrer Puppenecke wie ein Mäuschen zwischen den gelben Schränken ihrer Brüder. ...
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