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Kindheit
Erstes Kapitel
Denkt nicht mehr an hohe Berge, folgt mir in eine
Ebene, die weit erscheint wie das Meer.
Sie ist wohl einmal eine wogende See gewesen —
bis an jene Hügel, die bei klarem Wetter blau am Horizonte erscheinen, die Ausläufer des
Teuteburger Waldes.
Jetzt aber haben wir Wiesen weithin und Torfmoore
und einen Fluß, der hier schmal über Torfgrund zu laufen
scheint, still, schwarz, langweilig, die Ems.
Hier und da kommen Fichtenbüsche und Kotten und
Bauernhäuser mit ihren Eichen, ja, es kommt ein kleiner
Wald, aber dieser ist dort, wo bereits Kornfelder
zwischen dem Sande liegen, und Buchweizen mit seinen
rötlichweißen Blumen steht. Die Fläche ist leer.
Dort, wo ich verweilen will, steht in den kahlen
Wiesen und Torfstichen ein großes, niedreres Haus mit
Hof und Garten, versteckt inmitten grünrasiger, hoher
Wälle. Das Haus hat genügend Platz hinter seinen grünen
Erdwällen, die kleine Senkungen haben, in welchen ehemals
Kanonen standen. An Stelle des Hauses erhob sich
ein befestigtes Schloß, dessen Türme über die Wälle in
die Moore schauten, und es heißt im Volksmund noch
immer das „Dreckschloß“, Josefa Arnheims niedriges Elternhaus.
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